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SOS-arvalis – Rettet den Moorfrosch

Hintergrund

Bis vor wenigen Jahren war der Moorfrosch, der "Lurch des Jahres 2025", im Biosphärenreservat eine der häufigsten Amphibienarten. Seither sind die Bestände jedoch auch in der Elbtalaue dramatisch geschrumpft, in weiten Teilen des Gebietes um mehr als 90 %. An manchen Orten ist die Art aktuell sogar vollständig verschwunden. Zwar macht den Moorfröschen – wie allen anderen Amphibien auch – die über Jahrzehnte immer stärker intensivierte Landnutzung zu schaffen, der jüngste Einbruch der Bestände geht jedoch offenbar v.a. auf die anhaltende Dürre der letzten Jahre (v.a. 2018 bis 2020 sowie 2022) zurück: Laichgewässer trocknen zu früh aus oder füllen sich gar nicht erst mit Wasser, in den sommerlichen Landlebensräumen verringert die große Hitze und Trockenheit die Überlebensrate der Frösche. Möglicherweise spielen außerdem Pilzkrankheiten und Prädatoren eine gewisse Rolle.

Bereits im Frühjahr 2023 hat die Biosphärenreservatsverwaltung gemeinsam mit lokalen Amphibienschützern erste Hilfsmaßnahmen für die verbliebenen Moorfrosch-Populationen gestartet. Um die Chancen für ein langfristiges Überleben der Art an der Elbe zu verbessern, sind jedoch umfangreiche und mehrjährige Maßnahmen notwendig. Die BRV hat daher das für die Jahre 2025 bis 2028 konzipierte Schutzprojekt „SOS arvalis“ (benannt nach dem wissenschaftlichen Namen des Moorfrosches Rana arvalis) entwickelt und hierfür Ende 2024 Fördergelder vom Land Niedersachsen bewilligt bekommen. Damit kann „SOS-arvalis“ rechtzeitig zum „Jahr des Moorfrosches“ 2025 an den Start gehen.

Ziel

Ziel des Projektes ist es, die verbliebenen Moorfroschbestände im Biosphärenreservat möglichst vollständig zu erfassen und durch verschiedene Maßnahmen zu unterstützen und nachhaltig zu sichern. Wenn dies gelingt, hat die Art gute Chancen, auch unter den sich verändernden Klimabedingungen mit zunehmenden Dürre- und Hitzeperioden ein wichtiger und charakteristischer Bestandteil der Fauna in der Elbtalaue zu bleiben.

Partner

Mit der Planung und Durchführung der wesentlichen Projektmaßnahmen wurde die Firma Amphi Consult Germany beauftragt. Amphi Consult verfügt über langjährige und umfangreiche Erfahrungen im Amphibienschutz, speziell auch in der erfolgreichen Aufzucht von Amphibienlaich und der Anlage und Sanierung geeigneter Laichgewässer und Landhabitate.

Daneben steht die Biosphärenreservatsverwaltung in Bezug auf den Schutz des Moorfrosches in engem Austausch mit den Partner-Verwaltungen der Elbe-Biophärenreservate in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, die alle Teil des länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe sind. Auch in den genannten Nachbar-Bundesländern sind die Moorfroschbestände zusammengebrochen. In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg werden ähnliche Schutzansätze für diese Art verfolgt, ebenfalls unter dem Titel „SOS-arvalis“.

Zeitrahmen

Die Arbeiten haben im Frühjahr 2025 begonnen. Der Bearbeitungszeitraum umfasst knapp vier Jahre bis Ende 2028.

Finanzierung

Die Finanzierung erfolgt über die Fördermaßnahme „Erhalt und Entwicklung der Biologischen Vielfalt“ (BiolV) mit Mitteln des Landes Niedersachsen unter finanzieller Beteiligung der EU in einem Gesamtumfang von etwa 390.000 €.

Projektgebiet

Das Projektgebiet umfasst alle aktuell und ehemals vom Moorfrosch besiedelten Gebiete innerhalb des Biosphärenreservates „Niedersächsische Elbtalaue“. Dies sind allgemein v.a. Auen zu beiden Seiten der Elbe sowie die der Nebenflüsse mit ihren Altarmen, Flutrinnen, Bracks, Qualmwässern und temporären Kleingewässern, sowohl binnendeichs als auch außendeichs. Als Landhabitat sind neben extensiv genutztem, v.a. beweidetem Grünland für den Moorfrosch auch angrenzende Feuchtwälder von herausragender Bedeutung.

Vorgehensweise

Geplant sind neben der Erfassung der verbliebenen Moorfroschvorkommen und einer Stärkung der Reproduktion durch Unterstützungsaufzucht von Moorfroschlarven auch Maßnahmen zur Habitatverbesserung (Wiedervernässung, Anhebung des Grundwasserspiegels, Aufstauen und Verbreitern von Gräben, Sanierung und Neuanlage von Laichgewässern etc.) sowie Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildungsmaßnahmen zum Amphibienschutz. Vor allem auf landeseigenen Flächen besteht die Möglichkeit, besonders amphibienfreundliche Bewirtschaftungsweisen in der Umgebung der Laichgewässer zu etablieren.

Populationsökologisch gehören Moorfrösche – wie fast alle Amphibien – zu den sogenannten r-Strategen, d.h. sie sind in der Lage, in kurzer Zeit eine sehr große Zahl von Nachkommen zu produzieren. Jedes Weibchen kann jährlich bis zu 1.000 Eier legen. In freier Natur schaffen es vom Ei bis zum kleinen Fröschlein jedoch meist nur wenige Tiere. Unter fachkundiger menschlicher Obhut können aus einem Laichballen mit 1.000 Eiern jedoch ca. 950 junge Frösche gezogen und anschließend in ihre angestammten Lebensräume verbracht werden.

Auf diese Weise kann es gelingen, die Tiere erheblich schneller zu vermehren, als dies in der Natur in der Regel der Fall wäre, und so auch verwaiste Moorfrosch-Lebensräume rasch wieder zu besiedeln.

Auf Dauer kann der Moorfrosch jedoch nur erhalten werden, wenn ihm genügend große und gut vernetzte, qualitativ hochwertige Lebensräume zur Verfügung stehen, in denen sich die Art wieder natürlich vermehren und dann hoffentlich auch folgende Dürreperioden ohne direkte Hilfe überstehen kann.

Förderung

Logo für die EU-Kofinanzierung 2021-2027
Wappen des Landes Niedersachen mit Schriftzug horizontal
Logo des KLARA-Förderprogramms
Typischer Moorfroschlebensraum am Banker See   Bildrechte: F. Bibelriether

Typischer Moorfroschlebensraum am Banker See

Männlicher Moorfrosch im blauen Paarungskleid   Bildrechte: F. Bibelriether

Männlicher Moorfrosch im blauen Paarungskleid

Moorfrosch-Laich   Bildrechte: F. Bibelriether

Moorfrosch-Laich

Vor kurzem noch Kaulquappen: Eine Gruppe sehr junger Moorfrösche   Bildrechte: F. Bibelriether

Vor kurzem noch Kaulquappen: Eine Gruppe sehr junger Moorfrösche

Moorfrösche bei der Paarung   Bildrechte: F. Bibelriether

Moorfrösche bei der Paarung

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Dr. Franz Höchtl

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