Buhnen und Ufer
Die Elbufer im Bereich des Biosphärenreservats sind im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Strömen nur gering verbaut. Im Interesse der Binnenschifffahrt sichern seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Buhnen das Fahrwasser der Elbe. Mit Steinpflasterungen oder Steinschüttungen befestigte Buhnenkörper ragen in den Strom hinein. In den beruhigten Zonen der zahlreichen Buhnenfelder lagert sich seitdem die Geschiebefracht des Stroms ab. Es entstanden wichtige Ersatzlebensräume für die ursprünglich vorhandenen Strukturen - Sand- und Schlickbänke, Uferabbrüche und Flachwasserzonen. Hier entwickelt sich die Fischbrut, hier sammeln sich Graugansfamilien (Anser anser), Kraniche (Grus grus) und Kiebitze (Vanellus vanellus) nach der Brutzeit, Graureiher (Ardea cinerea) und Kormorane (Phalacrocorax carbo) suchen Nahrung. Selbst die Larven einer gefährdeten Libellenart, der Asiatischen Keiljungfer (Gomphus flavipes), die an das Leben in großen Fließgewässern angepasst ist, können sich im Schutz der Buhnenfelder entwickeln.
Wenn im Sommer die Elbufer trocken fallen, treten ausgedehnte Sand- und Schlammufer zutage. Auf diesen offenen, feuchten Bereichen keimt nun eine kurzlebige Pioniervegetation. Im Spülsaumbereich sind es oft kleine, unscheinbare Arten wie Hirschsprung (Corrigiola litoralis), Igelsamige Schuppenmiere (Spergularia echinosperma) oder Großes Büchsenkraut (Lindernia dubia). In den anschließenden nährstoffreichen Standorten überwiegen meterhohe Zweizahngesellschaften (Bidention tripartitae). Neben zahlreichen Gänsefuß- (Chenopodium) und Melde-Arten (Atriplex) findet man auch den Katzenschwanz (Leonurus marubiastrum), dessen Vorkommen sich weitgehend auf die Stromtäler von Elbe, Saale und Oder beschränkt. Auch die Schwarzpappel (Populus nigra) ist in ihrem Vorkommen an diese Bereiche gebunden. Auf Grund ihrer Verbreitung werden solche Arten auch als "Stromtalpflanzen" bezeichnet.
Einige von ihnen sind noch nicht lange in Europa heimisch und werden deshalb als Neubürger oder Neophyten bezeichnet. Häufig wurden sie mit der Fracht von Schiffen eingeschleppt. Zu ihnen gehört das Große Büchsenkraut, welches aus Nordamerika stammt. 1851 in Europa nachgewiesen, wurde es 1963 in Deutschland erstmals im Elbetal gefunden.
Auch eine elbtypische Charakterart, die Elbspitzklette (Xanthium albinum subsp. albinum), zählt zu den Endemiten. Nachdem sie als Neophyt 1830 erstmals in Europa beobachtet wurde, hat sie sich zu einer eigenen Art entwickelt. Ihre ovalen Früchte tragen hakige Fortsätze, die leicht im Fell oder in Federn von Tieren hängen bleiben. Sie breitet sich entlang der Elbe sowie ihrer Nebenflüssen Havel und Spree weiter aus. Durch ihre besonderen Standortansprüche bleibt das Hauptvorkommen der Elbspitzklette jedoch auf die Flusstäler beschränkt.
Im Anschluss an den Spülsaum des Elbufers prägen Röhrichte und feuchte Hochstaudenfluren das Bild. Schilf- und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea, Phragmites australis) bilden zusammen mit Zaunwinden (Calystegia) und hohen Brennnessel-Beständen (Urtica dioica) ein schwer zu durchdringendes Dickicht.
Im Übergangsbereich von Spülsaum zu den Stromtalwiesen hat sich ein Gehölzsaum entwickelt. Dieser Weichholzauenwald besteht aus verschiedenen Weidenarten wie Silber- Purpur- oder Korbweide (Salix alba, Salix purpurea, Salix viminalis). Auch die Schwarzpappel, eine typische Baumart der Stromtäler, ist hier vertreten.
In den beruhigten Zonen der Buhnenfelder lagert sich die Geschiebefracht des Stroms ab.