Logo des Biosphärenreservats Niedersächsische Elbtalaue Niedersachsen klar Logo

Neue Energien für den Klimaschutz

Leitfaden "Bioenergie und Naturschutz" erschienen


Biogasanlagen und artenreiche Feldfluren mit Lerchengesang – passt das zusammen? Diese Frage stellt man sich vielerorts. Einerseits wird darauf hingewiesen, wie wichtig die Nutzung regenerativer Energieträger in Zeiten des Klimawandels ist. Andererseits wird betont, dass dies nicht auf Kosten der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft geschehen darf. In diesem Spannungsfeld stehen die Biosphärenreservate Deutschlands in besonderem Maße, folgen Sie doch dem Anspruch an Modellregionen nachhaltiger Entwicklung.

Für die "Flusslandschaft Elbe" liegt jetzt ein Leitfaden zum Thema vor. Er bietet eine Fülle grundsätzlicher Informationen zum Thema und für die Praktiker auch ganz konkrete Handlungsempfehlungen. An vielen Beispielen wird aufgezeigt, wie beim Energiepflanzenanbau Böden, Grundwasser, Tier- und Pflanzenwelt in ihren Qualitäten und ihrer Vielfalt erhalten werden können. Zusätzlich werden bisher wenig genutzte aber durchaus ertragreiche Energiepflanzen vorgestellt.

Die Biologinnen Petra Bernardy und Dr. Krista Dziewiaty haben den Leitfaden erarbeitet. Auftraggeber war die Biosphärenreservatsverwaltung "Niedersächsische Elbtalaue", der Projektgelder des Bundesumweltministeriums für diesen Zweck zur Verfügung standen. Die Bearbeiterinnen ließen ihre eigenen Erfahrungen aus langjährigen Felduntersuchungen in die Broschüre einfließen. Sie organisierten gemeinsam "runde Tische" mit Vertretern der Landwirtschaft und des Naturschutzes, um Probleme zu erörtern und die Empfehlungen eng mit den Anforderungen der landwirtschaftlichen Praxis abzustimmen. "Herausgekommen ist ein attraktiv gestalteter Leitfaden, der hoffentlich weite Verbreitung findet und zur Konfliktlösung beiträgt", so Dr. Johannes Prüter, Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung.

Der Leitfaden kann kostenlos in der Biosphärenreservatsverwaltung "Niedersächsische Elbtalaue", Am Markt 1, in 29456 Hitzacker abgeholt oder dort angefordert werden. Eine pdf-Version der Broschüre kann links in der Infospalte heruntergeladen werden.

Hintergrundinformationen:

Im länderübergreifenden UNESCO Biosphärenreservat "Flusslandschaft Elbe" wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl von Biogasanlagen in Betrieb genommen. Sie sind ein wichtiger Beitrag zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung auf Basis erneuerbarer Energien und somit ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein für landwirtschaftliche Betriebe. Die meisten Biogasanlagen verwenden Nachwachsende Rohstoffe als Substrat, insofern ist vor allem im Umkreis der Anlagen oftmals eine Veränderung der Landnutzung zu beobachten. Heute ist der Mais die am häufigsten für Biogas angebaute Kultur. Daneben gibt es einige weitere Pflanzen wie Sudangras, Hirse oder Sonnenblumen, die noch relativ neu in unserer Landschaft sind. Durch den gestiegenen Bedarf an Energiepflanzen hat der Nutzungsdruck auf die landwirtschaftlichen Flächen stark zugenommen. Das UNESCO Biosphärenreservat als Modellregion für nachhaltige Entwicklung sieht seine Aufgabe darin, den sich abzeichnenden negativen Auswirkungen durch Konzepte entgegen zu wirken, die sowohl ökonomische als auch ökologische Belange berücksichtigen. Denn der Erhalt der Biologischen Vielfalt und konsequenter Klimaschutz sind nicht als Gegensätze zu verstehen, sondern bedingen sich gegenseitig.

Im Rahmen eines Förderprogramms des Bundesamtes für Naturschutz zum Thema "Biosphärenreservate als Modellregionen für Klimaschutz und Klimaanpassung" wurde an der Elbe ein gemeinsames Projekt der Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg ermöglicht. Arbeitstreffen mit Betreibern von Biogasanlagen, Interessenvertretern der Landwirtschaft, des Naturschutzes, des Wasser- und Bodenschutzes und der Jagd am "runden Tisch" sowie die Aufbereitung der Ergebnisse in Form des vorliegenden Leitfadens "Bioenergie und Naturschutz" waren Teil des Projektes. Wichtig war vor allem der Informationsaustausch in den Regionen, um die unterschiedlichen Positionen besser zu verstehen und Lösungsansätze zu finden. In dem Leitfaden werden vorrangig die verschiedenen Sichtweisen rund um das Thema Biomasse beleuchtet. Es wird umfassend über für die Biogasnutzung in Frage kommende Kulturen und ihre Vor- und Nachteile aus Sicht des Naturschutzes informiert. Daneben gibt es jeweils kurze Darstellungen zum Einsatz von Landschaftspflegematerial, dem Anbau von schnell wachsenden Hölzern sowie zu geeigneten Förderprogrammen zur Erhöhung der Artenvielfalt in der Landschaft. Einleitend wird auf einzelne Projekte in den drei beteiligten Biosphärenreservaten eingegangen und mögliche Ansprechpartner genannt.

Der Anbau von Energiepflanzen und die Nutzung von Grünland dient der Offenhaltung der Landschaft und leistet durch die Einsparung fossiler Energien einen Beitrag zum Klimaschutz. Die Landwirte haben momentan beim Maisanbau den höchsten und sichersten Ertrag in den Biogasanlagen. Ein weiteres häufiges Substrat für Biogasanlagen ist Grassilage, wobei genügend Biogasertrag jedoch nur mit einem häufigen Schnittrhythmus zu erreichen ist. Die Mahd erfolgt dann in etwa vierwöchigen Abstand. Dieses sehr enge Zeitfenster macht den im Grünland brütenden Vögeln eine erfolgreiche Brut unmöglich. Ein ähnliches Problem für die Brutvögel ergibt sich bei der Zweikulturnutzung, die Ernte der Winterkultur (zumeist Getreide) erfolgt oft bereits im Mai und Juni, so dass eine erfolgreiche Brut hier ebenfalls nicht möglich ist. Mehrjährige Kulturen sowie die Anlage von ökologischen Ausgleichflächen könnten diese Konflikte abmildern. Diese Erkenntnisse werden in dem Leitfaden aufgegriffen und alternative Anbau- bzw. Erntevarianten aufgezeigt. Der Anbau von Energiepflanzen muss von den Bewohnern und Besuchern der Regionen akzeptiert werden, was bei großflächigem Anbau des sehr hoch werdenden Maises nicht der Fall ist. Vielmehr werden umwelt- und naturverträgliche Kulturen gefordert.


Leitfaden Bioenergie und Naturschutz Bildrechte: BRV

Artikel-Informationen

erstellt am:
02.07.2010
zuletzt aktualisiert am:
22.11.2016

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln